Dein Körper.Dein Recht. Deine App_Technologieengel

Wie jeden Montag steige ich in die Straßenbahn und setze mich an einen Platz am Fenster, obwohl es heute sehr heiß ist. Viele Plätze sind noch frei, da ich immer an einer Endhaltestelle einsteigen muss und bis zur Abfahrt noch ein bisschen Zeit bleibt. Die kühle Luft der Klimaanlage streicht sanft über meine nackten Beine und ich bin froh, dass ich mich heute morgen für meinen kurzen Lieblingsrock entschieden habe.

Immer mehr Menschen steigen ein, ein Mann lässt sich mir gegenüber in den Sitz fallen und holt sein Handy aus der Tasche. Während ich meine Kopfhörer in meiner Tasche neben mir suche, beugt er sich mit seinem Handy in der Hand vor und stützt seine Unterarme auf seinen Oberschenkeln auf. Mit der Musik in meinen Ohren lasse ich mich entspannt gegen meine Rückenlehne sinken, als es plötzlich blitzt. Der Blitz einer Handykamera. Zwischen meine Beine gerichtet. Der Mann mir gegenüber richtet sich ruckartig wieder auf, steckt sein Handy in die Tasche und verlässt die Straßenbahn. Ich drücke meine Oberschenkel so fest aneinander, dass es wehtut und halte meine Knie fest. Erniedrigt und beschämt senke ich meinen Blick und starre auf den Boden. An der nächsten Haltestelle steige ich aus und weine.

Wofür die Worte fehlen

Dieser Tag liegt sechs Jahre in der Vergangenheit. Damals war ich 14 Jahre alt und hatte noch nicht den Mut, mich zu wehren, geschweige denn, mit jemandem darüber zu sprechen. Die Vorstellung, dass da draußen jemand, gegen meinen Willen, mit einem solchen Bild von mir herumläuft, ekelte mich und ich fühlte mich “schmutzig.”
Heute weiß ich, dass es mein gutes Recht gewesen wäre, diesen Mann anzuzeigen und das Bild löschen zu lassen. Allerdings weiß ich auch, wie schockiert man in diesen Situationen ist und wie “gelähmt” man sich dabei fühlt. Deswegen ist es mir eine Herzensangelegenheit, heute eine App des Bundesministerium für Bildung und Frauen Österreich vorzustellen.

Die App

Die “fem:HELP-App” für Android und iOS, gibt es in verschiedenen Sprachen und soll Frauen, die von Gewalt oder sexueller Belästigung betroffen sind eine Möglichkeit bieten, diese Übergriffe zu protokollieren, schnell und unkompliziert Hilfseinrichtungen zu kontaktieren und sich über verschiedene Gewaltformen und Gewaltschutz, wie beispielsweise Prozessbegleitung, zu informieren. Die Protokolle werden mit einem selbstgewählten Pincode geschützt und du kannst darin genau eintragen, wo der Übergriff stattgefunden hat, wie lange dieser gedauert hat und was genau passiert ist. Außerdem kannst du eine Beschreibung des Täters angeben, um diesen so später genauer beschreiben zu können. Darüber hinaus hast du die Option, Bilder von deinen Verletzungen, Beweismaterialien, etc. und Sprachmemos, um das Geschehene noch besser festhalten zu können, aufzunehmen, welche nur in dieser App eingesehen werden können. Auch Angaben zu Zeugen, ob du Widerstand geleistet hat und mit welchen Gegenstände du verletzt/bedroht wurdest, kannst du machen. (siehe Quelle 1 und Video zur App)

Niemand hat das Recht, dich so zu behandeln und niemand hat es verdient, sich so zu fühlen, wie ich es damals getan habe. Trau dich, mach deinen Mund auf und wehr dich!