Bin ich die Einzige, die es nicht wundern würde, wenn die Geburtsstunde der Augmented Reality (AR) irgendwo im Jahre 2010 liegen würde? Mein Gehirn wehrt sich mit Händen und Füßen gegen die Einsicht, dass diese Errungenschaft bereits ins 20.Jahrhundert gehört.

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Vor ein paar Stunden ging ich wieder auf Jagd. Einmal pro Woche durchkämme ich die faszinierenden Regale der Bibliothek, immer auf der Suche nach einem grandiosen Fang. Heute wurde er mir praktisch auf dem Silbertablett präsentiert. Wobei ich lediglich den kleinen Aufsteller, auf dem das Buch lag, als Silbertablett bezeichnen möchte. Die Gestaltung der Publikation ist nämlich ähnlich hässlich, wie mein Kleidungsstil in der Grundschule. Blümchen-Print trifft Shirt mit Hundekopf, mehr muss ich dazu nicht sagen. Aber:„Never judge a book by its cover.“ Dasselbe gilt übrigens für mein Grundschul-Ich. Bestimmt war ich…nett.

Back to history

Da es nun aber nicht um meine Entwicklung vom hässlichen Entlein zur Modeikone (LOL) gehen soll, sondern um die Geschichte der Augmented Reality, über die ich in besagtem Buch gestolpert bin, hier mal die Facts.

Es war einmal, im Jahre 1965, ein Computergrafik-Pionier namens Ivan Sutherland, der in einer seiner Publikationen mit dem Titel „The Ultimate Display“ postulierte, dass „Fortschritte in der Computertechnik es eventuell möglich machen können, die menschlichen Sinne mit virtuellen Erfahrungen zu überzeugen.“ Gesagt, getan. In den folgenden drei Jahren beschäftigte er sich mit dem Entwurf und der Entwicklung eines Displays, das dem Nutzer das Eintauchen in eine computergenerierte 3D-Welt ermöglicht. Wer kennt’s nicht? Man schreibt mal eben ein paar Behauptungen auf und upsi, schon hat man den Spaß in kürzester Zeit doch tatsächlich erfunden.

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So entstand also 1968 das wohl erste Head-Mounted Display (HMD), von dem es heute viele Varianten gibt. Die uns wohl bekannteste ist die AR-Brille (=Augmented Reality-Brille) und die VR-Brille (=Virtual Reality-Brille). Allerdings war dieses Urmodell noch so schwer, dass es an der Decke des Raumes befestigt werden musste.

Nach der Geburtsstunde

Nun stand also ein Display zur Verfügung, das es einem Menschen ermöglicht, im Raum platzierte 3D-Computergrafik aus seiner eigenen Perspektive zu betrachten, ganz egal, wo er gerade steht oder wohin er sich in diesem Raum bewegt. Tja, und dann musste die Augmented Reality erstmal zurückstecken, obwohl ihre Geschichte doch gerade erst mit der Entwicklung dieses Displays begonnen hat. Über einige Jahre hinweg machte nämlich die Forschung im Bereich der Virtuellen Realität große Fortschritte. Doch die Augmented Reality profitierte von diesem Vorankommen. Es schien nun vollkommen logisch zu sein, die reale Welt mit virtuellen Elementen aufpeppen zu können.

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Gegen Ende des 20.Jahrhunderts wurde der Fokus somit wieder verstärkt auf das Gebiet der AR gelegt. In Japan rief man ein mehrjähriges Projekt zum Thema Mixed Reality (= Vermischung von Realität und künstlichen, computererzeugten 2D- oder 3D-Objekten) ins Leben und immer mehr Konferenzen und Fachtagungen in Japan, den Vereinigten Staaten und Deutschland wurden abgehalten. 2002 schlossen sich diese drei, bisher getrennten, Gemeinschaften zusammen und bildeten nun das International Symposium on Mixed Reality and Augmented Reality (ISMAR). Seither findet dieses Treffen jährlich abwechselnd auf einem der drei ursprünglich beteiligten Kontinente statt.

Überrascht?

Hat es dich auch verwundert, dass die Geschichte der AR doch schon 1968 begann? Oder ist es für die klar wie Kloßbrühe, dass die Entstehung solcher Technologien schon ein paar Jährchen zurückliegt?

 

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Quellenangabe: Tönnis, Marcus: Augmented Reality. Einblicke in die Erweiterte Realität, S. 3-4, 1.Aufl., Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 2010