Als ich vor kurzem mal wieder in den Tiefen des Internets versunken war, stieß ich auf das Video eines Mannes, das anfing mit den Worten:“Ich kann keine Farben sehen, aber ich kann sie hören.” “Alles klar”, dachte ich mir, “genug Internet für heute.” Am nächsten Morgen öffnete ich meinen Laptop wieder und sah, dass ich vergessen hatte, das Video zu schließen. “So klingt eine dreckige, gelbe Socke”, kam mir sofort entgegen. Dann bemerkte ich, dass der Mann im Video eine Antenne auf dem Kopf trägt und eine gelbe Socke davor hält. Blieb also nur noch eine Frage: LSD, oder doch Pilze? Spoiler-Alarm: Weder noch.

Farben hören

Mein Antennentyp entpuppte sich als der erste, offiziell anerkannte, Cyborg Neil Harbisson! Er wurde mit Achromatopsie (Farbenblindheit) geboren und sieht die Welt lediglich in Grauschattierungen. Vor 15 Jahren entschloss er sich, ein kybernetisches Implantat, einen Chip, in sein Gehirn einpflanze zu lassen. Dieser ist mit einer Antenne verbunden, die es ihm erlaubt, Farben wahrzunehmen, sogar jenseits des visuellen Spektrums. Die Antenne nimmt Lichtwellen auf und sendet sie an sein Gehirn. Jede Farbe löst verschiedene Vibrationen aus, die er in seinem Schädelknochen spüren kann.

Daraufhin wird das Lichtspektrum in den hörbaren Schallbereich transportiert, wodurch er Farben hören kann. Von Infrarot bis Ultraviolett ist alles dabei. Ein weiteres Implantat ermöglicht es ihm sogar, sich mit dem Internet zu verbinden, um Bilder zu empfangen, die daraufhin für ihn in Töne umgewandelt werden. Dadurch kann es sich sogar mit der internationalen Raumstation verbinden und die Farben des Weltraums fühlen. Laut Harbisson ist es dort nicht schwarz, sondern extrem farbenfroh. Ähnliche Farberfahrungen macht er auf der Erde nur in Supermärkten, aufgrund der großen Farbenvielfalt. (siehe Quelle)

Der Natur ein Stück näher

Neil Harbisson entschloss sich zu diesem gewagten Schritt nicht, um die neueste Technik um jeden Preis in seinen Körper zu integrieren, um so nach und nach mehr Maschine als Mensch zu werden, sondern um der Natur ein Stückchen näher zu kommen. Für ihn ist seine Antenne kein Gerät, nichts das er einfach so auf dem Kopf trägt. Er nimmt sie als Sinnesorgan wahr, mit dem er Zugang zur Farbenwelt bekommt. Seit seinem Eingriff kann er allerdings nicht nur Farben hören und spüren. Nach eigenen Aussagen veränderte sich vor allem seine Wahrnehmung von Schönheit. “Manche Menschen sehen vielleicht schön aus, aber ihr Gesicht hört sich furchtbar an”, erzählte er in einem Interview. Früher wählte er Kleidung, in der er gut aussah. Heute wählt er Kleidung, in der er sich gut anhört. (siehe Quelle)

Salat-Beat

Wie aufregend muss es sein, wenn die ganze Welt ein einziges Konzert ist? Wenn sogar dein Salat seinen eigenen Beat hat! Was würdest du dir mit so einer Antenne anhören wollen? Schreib es uns gerne in die Kommentare!
Falls du noch keinen Plan davon hast, was ein “Cyborg” überhaupt ist und was meine Mutter mit dem ganzen zu tun hat, dann lies dir gern hier unseren Beitrag von letzter Woche durch!

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