Wütendes Gesicht

Kopernikus, Darwin und Freud waren ein Dream-Team, wenn es darum ging, die gesamte Menschheit zu kränken. Es musste ein ziemlicher Schlag ins Gesicht gewesen sein, als Kopernikus klar stellte, dass sich nicht alles um die Erde dreht. Darwin legte aber noch einen drauf. Das Ego unserer Vorfahren war bestimmt angeknackst, als seine Evolutionstheorie uns Menschen den Status als “göttliche Geschöpfe” nahm. Als wäre es noch nicht schlimm genug, dass wir lediglich eine Weiterentwicklung der Tiere sind, streute Freud auch noch Salz in die Wunde. Dem Unterbewusstsein sei Dank, sollten wir plötzlich auch Teile unseres Selbst nicht mehr kontrollieren können.

Mitnichten würden wir diese Erkenntnisse heute als Kränkung empfinden. Wie sich die Menschen damals gefühlt haben müssen, bekommen wir jedoch immer mehr zu spüren.

KI – Die nächste große Kränkung des Menschen?

Die analytischen Kompetenzen und die Fähigkeit der logischen Informationsverarbeitung des Menschen lassen sich schon seit Jahren, durch Maschinen und Algorithmen ersetzen. Es dürfte kein Geheimnis mehr sein, dass jeder primitive Taschenrechner schneller zu einem Ergebnis kommt als unser Gehirn. Selbst große, komplizierte Rechenoperationen jeglicher Art erledigen sie schneller und mit hoher Wahrscheinlichkeit korrekter als wir Menschen. Gekränkt fühlen wir uns deshalb noch nicht. Scheinbar haben wir uns damit bereits abgefunden und überlassen diesen Bereich gerne den Maschinen. Aber was passiert, wenn sie auch weitere Kompetenzbereichen dominieren werden? Hier macht sich ein Konkurrenzkampf zwischen Mensch und Maschine bemerkbar.

Der Mensch wird ersetzbar

Besonders in der Arbeitswelt kann man diesen Konkurrenzkampf beobachten. Je simpler eine Tätigkeit ist, desto eher wird sie auch heute schon von Maschinen ausgeführt. Maschinen arbeiten genauer, schneller und vor allem kostengünstiger als der Mensch. In Zukunft sollen immer mehr Arbeitsplätze mit Maschinen besetzt werden. Künstliche Intelligenzen und Algorithmen stellen den Menschen immer weiter in den Schatten.

Wie wir damit umgehen können

Wie wäre es zur Abwechslung damit, nicht die beleidigte Leberwurst zu spielen? Anstatt wieder in eine kollektive Kränkung zu verfallen, könnten wir den digitalen Fortschritt als Chance nutzen, um unsere Aufgabe und Position als Menschen zu überdenken. Was würde dagegen sprechen, die Dinge, die Maschinen tatsächlich besser können als wir Menschen, auszulagern und unser Bewusstsein auf andere Fähigkeiten und Kompetenzen zu konzentrieren? Analytische und logische Informationsverarbeitungsprozesse können wir doch gerne Algorithmen überlassen. Wir sind doch ohnehin nicht unsterblich. Unsere Zeit ist kurz. Warum sollten wir uns dann überhaupt mit Dingen aufhalten, die andere besser beherrschen als wir?

Würdest du dich von Algorithmen gekränkt fühlen, wenn sie dich an deinem Arbeitsplatz ersetzen? Oder bist du auch der Meinung, dass sie uns mehr Zeit für andere Lebensbereiche ermöglichen könnten?

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