Alltagsszenario: Ein Zug fährt in den Bahnhof ein. Viele Menschen möchten aus- und einsteigen. Jedoch werden die Türen von den „coolen Kids“ blockiert und die nette Omi mit ihrem Rollator kommt nicht durch. Ich wandere also zum nächsten Abteil. Dort versucht gerade eine Radlergruppe verzweifelt all ihre Räder in den Zug zu quetschen. Bis wir endlich abfahren können sind geschlagene zehn Minuten vergangen.

Ja, die Bahn kommt selten pünktlich. Allerdings sind daran oft die Fahrgäste selbst schuld. Das oben beschriebene Szenario wiederholt sich auf einer Strecke immer wieder. Zu Stoßzeiten vielleicht sogar an jeder Haltestelle. Die Bahn nennt diese Vorkommen liebevoll „Haltezeitüberschreitungen“ und die können zu einem Domino-Effekt führen. Kein Wunder, immerhin fahren alleine in Deutschland über sieben Millionen Menschen täglich mit dem Zug. Chaotisches Ein- und Aussteigen steht somit quasi an der Tagesordnung.

Make trains arrive on time again!

Ordnung in das Gewusel könnte eine Künstliche Intelligenz (KI) bringen. Möglich wäre dies, in dem die KI sowohl das Innere des Zuges, als auch den Bahnsteig über die Videoüberwachungsanlage beobachtet. Wie eine kleine Wahrsagerin, die durch ihre Zauberkugel blickt, könnte sie vorhersagen, wo es eventuell Probleme beim Ein- und Aussteigen geben könnte. Zudem ist der Algorithmus in der Lage, Menschen, Fahrräder und Gepäckstücke voneinander zu unterscheiden.

Nachdem Zug- und Bahnsteigdaten miteinander abgeglichen wurden, kann genau bestimmt werden, welche Türen die Fahrgäste auf dem Bahnsteig ansteuern sollten. LED-Streifen am Boden, die analog zur Ampel in grün, gelb und rot leuchten, leiten ihnen den Weg. Einer schnellen Weiterfahrt stünde somit nichts im Weg. Derzeit wird diese Technologie an einer britischen Universität getestet, soll aber schon bald auf den Markt kommen.

Wo es schon funktioniert

Tatsächlich erprobt die Deutsche Bahn am Bahnhof Bad Cannstadt (Stuttgart) bereits eine digitale Lotsen-Variante. Die automatisiert und datenschutzkonforme „Leuchtende Bahnsteigkante“ stellt mittels Videokamera fest, wie die Bahn besetzt ist. Nach der Datenauswertung schickt das System das Ergebnis an die Leuchtpunkte im Bahnhof. Um vor dem Eingang eines möglichst leeren Abteils zu stehen, müssen die Wartenden nur nach unten schauen. Dort sehen die ein rotes, gelbes oder grünes Signal aufleuchten, inklusive einem Lichtpfeil, der sie in die richtige Richtung lotst.

Ein Traum?

Würdest du dir eine solche KI auch für den Bahnhof deiner Stadt wünschen? Kannst du dir vorstellen, dass Züge dadurch pünktlicher werden und das Ein- und Aussteigen effizienter abläuft? Ich für meinen Teil fände es mega angenehm, wenn ich schon im vorhinein wüsste, in welches Abteil ich einsteigen kann, ohne von 193013 Menschen erdrückt zu werden 😉

 

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Quelle: https://www.mdr.de/wissen/antworten/wie-zuege-puenklicher-werden-100.html