Vor kurzem wurden wir gefragt, was Künstliche Intelligenz (KI) eigentlich ist. Auf unsere Gegenfrage “Wie lange hast du Zeit?”, erhielten wir einen erstaunten Blick. Eine genaue Definition kannst du nämlich nicht mal eben googeln oder, ganz altmodisch, im Lexikon nachschlagen.
Du wirst höchstwahrscheinlich sehr viele unterschiedliche Definitionen finden, die jeweils eigene Tendenzen aufweisen. Allerdings wird dir auffallen, dass sie grob darin übereinstimmen, dass Maschinen oder Computerprogramme erschaffen werden sollen, deren Verhalten wir als “intelligent” beschreiben würden, wenn wir es Menschen zuschreiben müssten. John McCarthy, einer der Gründerväter dieses Wissensgebiets, hat 1955 schon erklärt, dass es darum geht “Maschinen zu entwickeln, die sich verhalten, als verfügten sie über menschliche Intelligenz.”
Warum gibt es keine genaue Definition?
Eine genauere Definition fällt gleich aus zwei Gründen schwer. Erstens gibt es kein einheitliches Verständnis von “Intelligenz.” Eine weit verbreitet Meinung ist die Vereinfachung auf einen Messwert, mit dem man den IQ misst. Die Sinnlosigkeit dieser extremen Vereinfachung wird klar, wenn man sich Arbeiten von Entwicklungspsychologen ansieht, die achtdimensionale Theorien der Intelligenz vorschlagen. Doch auch diese sind umstritten und der Begriff “Intelligenz” bleibt in der Luft hängen. Zweitens ist der Vergleich von menschlicher Intelligenz mit Maschinenintelligenz problematisch.
Wo liegt der Unterschied?
Die meisten KI- Forscher sind sich einig, dass es nicht nur wichtig ist ob ein Problem gelöst wird, sondern auch wie dies geschieht. Einen Computer der ein Spiel gewinnt, weil er die zahlreichen unterschiedlichen Spielverläufe kennt und dessen Computerprogramm über die Möglichkeit verfügt, alle möglichen Spielverläufe zu ermitteln, die mit einem Sieg enden, würden wir nicht als Künstliche Intelligenz bezeichnen. Die Sache würde allerdings ganz anders aussehen, wenn das Computerprogramm, ohne vorherige Kenntnis der möglichen Spielverläufe, allein durch das Beobachten der menschlichen Spieler lernt, welche Strategien erforderlich sind, um zu einem Sieg zu gelangen und darüber hinaus sogar noch lernt, was ein Sieg ist. Unter diesen Umständen würden wir das Programm als Künstliche Intelligenz klassifizieren, und zwar insbesondere, weil es sich das nötige Wissen, ohne vorherige Kenntnisse der Spielverläufe, angeeignet hat. So, wie du und alle anderen Menschen es auch machen müssen.
Ganz ohne Antwort wollen wir dich dennoch nicht fortziehen lassen. Wenn du dir merkst, dass KI ein Teilgebiet der Computerwissenschaft ist, das versucht, Computersysteme mit menschlichem Denken und menschlichen Handlungsmöglichkeiten auszustatten, dann ist dir eine der weitläufigsten Interpretationen bekannt! 🙂
Quellenangaben:
– ( J. McCarthy, M. L. Minsky, N. Rochester und C. E. Shannon, “A Proposal for the Dartmouth Summer Research Project on Artificial Intelligence”, 1955, http://www-formal.standford.edu/jmc/history/dartmouth/dartmouth.html)
– (J. McCarthy, “Künstliche Intelligenz”, 2017, S. 15f )
– (J. McCarthy, “Künstliche Intelligenz”, 2017, S.16f)
– (A.Wichert, “PRINCIPLES OF QUANTUM ARTIFICIAL INTELLIGENCE”, 2013)
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Isabella Herdega
Eigentlich besteht mein Leben aus der Aneinanderreihung von Buchstaben. Ich lasse aus ihnen Wörter entstehen, füge sie zu Sätzen zusammen und erzähle damit Geschichten. Ab und an esse ich aber auch einfach gern Pizza.